NAME: Nele Gabriel
STUDIENFÄCHER: Pädagogik und Ethnologie (Magister), Erziehungswissenschaft und Sonderpädagogik (Diplom)
BERUF: Förderschullehrerin
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Ich habe Ethnologie studiert, weil…
ich großes Interesse an anderen Kulturen und Ländern hatte und auch sehr gern reise. So erschien mir damals Ethnologie als ein interessantes Fach. Im Laufe der ersten Semester habe ich verschiedene Fächerkombinationen ausprobiert, Ethnologie ist jedoch neben Pädagogik geblieben.
Unter Ethnologie verstehe ich…
… die Fähigkeit, die Barriere zwischen verschiedenen Kulturen, Menschen, Ländern zu überwinden, auch wenn man nicht alles gleich (oder überhaupt) versteht. Ich finde es wichtig, stets zu versuchen, sich auf dieses „Fremde“ einzulassen. Ethnologie lehrt einen, das eigene Leben/Land und die Menschen aus einer anderen Perspektive zu betrachten und diese immer wieder kritisch zu hinterfragen. Denn wenn man sich auf den Anderen eingelassen hat, erfährt man (etwa durch Gespräche), dass oft nichts so ist, wie es zunächst scheint. Das bringt einen dazu, eigenes Denken zu hinterfragen – ganz besonders die eigenen Vorurteile!
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Wie bist du zu deinem aktuellen Beruf gekommen?
Zu meinem jetzigen Beruf als Förderschullehrerin bin ich über Umwege gekommen. Während meines Studiums forschte ich in Nairobi zum Thema „Gehörlosengemeinschaft“. In diesem Zusammenhang arbeitete ich an einer Gehörlosenschule in Kisumu, Kenia. Später schrieb ich auch meine Magisterarbeit über das Thema. Nach dem Studium empfahl mich eine Freundin für einen Job als Integrationskraft in einer heilpädagogischen Walddorfschule. Eine weitere Freundin, die sich für ein Referendariat für Quereinsteiger an Förderschulen bewarb, überredete mich schließlich dazu, ebenfalls diesen Weg einzuschlagen. Nach 2 Jahren Referendariat fing ich als Förderschullehrerin an einer Förderschule an – und tue dies bis heute.
Mit welchen Hürden und Vorurteilen hattest du als Ethnologe/in in der Arbeitswelt zu kämpfen?
Als Ethnologin habe ich nie wirklich gearbeitet, da Pädagogik stets im Vordergrund war. Aber die Ethnologie begleitet mich durchweg in meinem Berufs- und Alltagsleben. So stehe ich immer wieder vor Herausforderungen, die ein Umdenken und Perspektivwechsel erfordern. Und was mir oft begegnete, sind die Fragen von anderen: „Was ist Ethnologie? Und was kann man damit machen?“
Wie und womit hat die Ethno-Expertise dir in deinem Beruf/deinen Berufen geholfen?
Das Studium der Ethnologie hat mein Verständnis für Verschiedenheit/Vielfältigkeit geprägt. Ich hinterfrage nun oft das, was mir als „Tatsache“ dargeboten wird. Und wahrscheinlich wurde auch dadurch mein Blick auf Minderheitsgruppen gelenkt, die nicht „in das System passen“.
Hat dich dein Studium genügend auf das Arbeitsleben vorbereitet? Was fandest du im Studium gut? Was hat dir im Studium gefehlt?
Was ein Ethnologe genau macht, davon hatte ich keine klare Vorstellung. Außer vielleicht die „klassischen“ Berufs-Sparten wie an der Universität oder in den NGO’s. Sicherlich wäre es hilfreicher gewesen, wenn im Studium einige Wege aufgezeigt worden wären, was man genau mit dem Abschluss in der Ethnologie machen könnte – denn Ethnologen im Beruf gibt es schon. Allerdings finde ich es auch wichtig, den eigenen Weg zu gehen. Es ist nicht schlimm, nicht gleich von Anfang des Studiums zu wissen: Ich studiere das und werde später das! Umwege sind oft wichtig und sehr gewinnbringend, aber natürlich nicht für jeden das Richtige…
Mit dem Wissen von Heute: Würdest du Ethnologie nochmals studieren? Und was würdest du anders machen?
Ja, aber für mich war die Fächerkombination mit Pädagogik ausschlaggebend. Dennoch finde ich, sind in meinem aktuellen Beruf (und in vielen anderen übrigens auch) viele wichtige Ansätze aus der Ethnologie verankert. Ich fände es auch wichtig, Ethnologie als Fach in Schulen einzuführen – oder zumindest Ansätze daraus.
Dein Rat an die Ethno-Neulinge?
Geht euren eigenen Weg und lasst euch nicht verunsichern!