… oder was hat der Buddha da verloren?
In Russland trinkt jeder Vodka, in Island glaubt jeder an Elfen, und in China essen sie Hunde. Stereotype. In der Werbung sind sie unumgänglich. Die Werbung lebt ja quasi davon.
So war es auch dieses Mal in der letzten Folge von Germanys Next Topmodel (GNTM).
Da suchte eine Firma für ihren Werbespot ein Mädchen. Eine neue Teesorte soll auf den Markt gebracht werden – Chai Latte. Dafür suchte dieser Auftraggeber ein Mädchen, das den Chai Latte entsprechend, und authentisch, bewerben sollte.
Die Mädels sollten hierfür erstmal vortanzen. Natürlich in entsprechender, „indischer“ Umgebung. Und entsprechend in bunte Saristoffe gekleidet. Und zu indischer Bollywood Musik, bitte. Mit indischen Tänzern und Tänzerinnen, versteht sich. Es soll ja authentisch aussehen. Der Zuschauer soll denken, er ist in Indien.
Also Musik an, alle tanzen, alles ist schön bunt. Die Kamera schwenkt quer durch den Raum, an den Menschen vorbei, an einer Buddha-Statue…
HALT. Moment.
Ein Buddha? Im indischen Werbespot?
„Was hat denn der hier verloren?“ war meine erste Reaktion.
Manche werden sich nun fragen: Was ist jetzt los? Na und! Passt doch. Der Buddha kommt doch aus Indien, oder?
Ja, schon – der kommt schon von dort. Der Buddha, bzw. der Prinz Gautama Siddharte kam tatsächlich in Indien zur Welt. Er lebte und wirkte etwa in der Zeit von 450-370 v.Chr. Und der Ursprung des Buddhismus liegt somit tatsächlich in Indien.
Dennoch bin ich der Meinung: der Buddha hat in diesem Werbespot nichts verloren.
Ich versuch’s mal zu erklären.
Eigentlich reicht schon kurzer Blick auf Wikipedia, um zu erfahren, welche Bedeutung/welchen Stellenwert überhaupt der Buddhismus in Indien hat. (Aber ich habe noch nach anderen Quellen gesucht 😉 )
So zählen gerade mal 0,8 % der indischen Bevölkerung zu Buddhisten. Die überwiegende Mehrheit sind Hindus (80,5%) und Muslime (13,4%), gefolgt von Christen (2,3%) und Sikhs (1,9%). Erst dann kommen die Buddhisten.
Die Werbemacher wollten ein „indisches Ambiente“. Und das möglichst schnell und möglichst indisch. Da stand wohl die Frage der Authentizität bei der Wahl der Requisiten nicht an erster Stelle. Die dachten wahrscheinlich, mit einem Buddha kann die Mehrheit der Zuschauer was anfangen. Ob der nun in Indien eine große Rolle spielt oder nicht, „uns ist’s Wurscht“.
Also bitte – der Buddha, der sitzt in seinem Lotussitz und lächelt, in Meditation versunken, vor sich hin. Und er soll jetzt zusammen mit den tanzenden bunten Sarimädchen die pure Lebensfreude verkörpern?
Hätten die Werbemacher ein bisschen recherchiert, oder eben einen Ethnologen gefragt, hätten die wahrscheinlich einen viel besseren Vorschlag bekommen.
Nehmt doch Shiva! Dieser Gott versteht wirklich was vom Tanzen!
Er, der „Nataraja“ – was soviel heißt wie „König der Tänzer“ – ist einer der großartigsten und gewaltigsten göttlichen Tänzer im hinduistischen Pantheon, schreibt der Religionswissenschaftler Ulrlich Wössner. „ Mit seinen bedeutenden Gesten erschafft, erhält und zerstört dieser Gott in seinem Tanz den Kosmos und die Welt.“
Den hättet ihr nehmen sollen. Der ist wild und tanzwütig – und ist, wenn man schon „indischen“ Flair verbreiten will, authentischer.