DASS MEIN BLOG „ETHNOSPHÄRE“ RESONANZ ERZEUGT, FREUT MICH JA UNGEMEIN. JÜNGST HABEN SICH WEITERE MITSTREITER GEFUNDEN, DENEN ES EBENFALLS GEHÖRIG GEGEN DEN STRICH GEHT, DAS UNSER FACH SEIN TRISTES TRAURIGES DASEIN IRGENDWO ZWISCHEN VERSTAUBTEN BÜCHERN FRISTET…
…anstatt in der großen weiten Öffentlichkeitswelt Gutes – da Notwendiges- zu tun.
Damit man sich dieses Elend nicht mehr länger anschauen muss, haben sich zwei Frankfurter Ethnologie-Studentinnen aufgemacht und das Projekt „ETHNOSPEKTIVE“ ins Leben gerufen.
Es ist ein Aufruf, gerichtet an all jene Ethnolog_Innen, die ihre ethnologische Fachexpertise nicht nur einem wissenschaftlichen Publikum zur Verfügung stellen wollen, sondern einer breiteren Masse. Zeitungslesern etwa.
DIE VORGESCHICHTE
Alles begann mit der Tagung „Verortungen. Ethnologie in Wissenschaft, Arbeitswelt und Öffentlichkeit“, die im Oktober 2013 an der Mainzer Universität stattfand.
Nach 4 Tagen und zahlreichen Vorträgen und Workshops dann das Fazit:
Ja, die Ethnologie in Deutschland ist nicht so rosig.
Ja, man müsste was tun und die Ethnologie öffentlicher und bekannter machen, wie dies etwa in anderen europäischen Ländern oder in den USA der Fall ist.
Aber wie soll man das angehen?
Großes Schweigen, resigniertes Schulterzucken, fragende Blicke.
Die ETHNOSPEKTIVE
Tja, nicht jedoch bei Eva und Evin. Sie überlegten sich ein Konzept und gingen sofort über, dieses in die Tat umzusetzen.
Sie gründeten die Initiative „Ethnospektive“.
Sie schrieben Anfragen an die großen Tageszeitungen und fragten, ob diese Lust und Interesse an ethnologisch aufbereiteten Themen hätten.
Und die Frankfurter Rundschau meinte: Wir machen mit!
Ab April 2014 druckt die Frankfurter Rundschau nun vier Wochen lang Artikel, die von Teilnehmer_Innen, allesamt Ethnologie-Studenten, geschrieben.
DARF’S EIN BISSCHEN POPULÄRER SEIN? DIE KUNST DES „LOCKEREN“ SCHREIBENS
Mit dem Schreiben an sich haben Ethnolog_Innen kein Problem. Das gesamte Studium besteht aus Schreiben. Man schreibt Hausarbeiten, Essays, wissenschaftliche Beiträgen.
Das Problem, das sich stellt, lautet: Wie schreibe ich so, dass möglichst viele meinen Text auch lesen? Kurz: Wie schreibt man „journalistisch“?
Hierzu sollte es einen Workshop für die Teilnehmer_Innen geben, eine kurze Einführung in die verschiedenen journalistischen Darstellungsformen.
Und diese Einführung sollte ich halten.
Als ich die Anfrage bekam, wurde ich
erst rot (→ fühlte mich geschmeichelt),
dann blass (→ reicht meine Berufserfahrung wirklich aus? Schließlich stammt mein journalistisches Know-How bisher lediglich aus der eigenen Praxis …).
Letztendlich hat die Lust und die Neugierde gesiegt.
Ja, ich wollte diese motivierten, modernen Ethnologie-Student_Innen kennenlernen, die es ebenso wie ich schade finden, dass unser Fach außerhalb der Universität, ja sogar manchmal schon außerhalb des eigenen Instituts, keiner Menschenseele was sagt.
Ja, ich wollte erfahren, worüber sie zu schreiben gedenken.
Und ja, ich wollte, dass deren Artikel von möglichst vielen Lesern in der Frankfurter Rundschau auch gelesen werden.
Und damit dies auch geschieht, sollten diese Texte einschlagen wie eine Bombe. Also die Leser einfangen…Dies tun sie bekanntlich, wenn sie unterhaltsam sind. Und davon verstehe ich schon jede Menge, mit meinen Texten aus STUZ, heute leben & Co. 🙂
Also trafen wir uns am Montag in einer gemütlichen Runde an der Goethe-Universität in Frankfurt.
Es gab Tee, Kaffee und Plätzchen.
Es kamen 9 Studenten.
Und sie brachten jede Menge interessante Themen im Huckepack:
_Alltagsrassismus in Deutschland
_Das Bild der Roma
_Situation nigerianischer Frauen in Deutschland
_Afrikabilder in den Medien
_Zur Bedeutung der Hebammen für unsere Gesellschaft
_Zur politischen Rolle von sozialen Netzwerken
_Flüchtlingspolitik in Deutschland
_„Hexerei“, ethnologisch betrachtet
_etc.
Nach vier Stunden intensiven Einführens in journalistische Darstellungsformen, Gruppenarbeiten und Diskussionen freue ich mich darauf, demnächst die Frankfurter Rundschau aufzumachen…
… wenn es heißt: Ethnolog_Innen an die (Schreib-)Macht!