Wir schreiben das Jahr 2023. Meine Finger huschen noch ein wenig ungelenk über die Tastatur. Zuvor habe ich lange auf das leere Blatt vor mir gestarrt und versucht, mich zu erinnern, wie das eigentlich ging, dieses „schrei – ben“.
Fast ein ganzes Jahr habe ich nichts mehr geschrieben – keine Blogartikel, keine Postings auf Facebook oder Instagram. Wie eine Schnecke habe ich mich aus dieser sichtbaren Online-(Schreib-)Welt zurückgezogen und mich hinter Deutschlehrbüchern versteckt. Bis grad eben. Den Jahresrückblick wollte ich mir nicht nehmen lassen, denn eine Rückschau hilft mir, mich selbst zu beobachten – und dem inneren Kritiker, der allzuhäufig „na, wieder nix geschafft?“ schnattert, etwas entgegenzusetzen.
Im Alltag verschwimmen all unsere Taten zu einer blassen, kaum greifbaren Erinnerungen. So ein Jahresrückblick kramt alles wieder hervor und macht sichtbar.
Nun, die Finger haben sich wieder erinnert und flitzen von einem Buchstaben zum nächsten und was soll ich sagen – es fühlt sich gut an! Es hat gefehlt. Und es soll wieder Teil meines Lebens sein. Und damit das geschieht, muss man/frau ins Tun kommen. So here is my story.
Mein Rückblick auf eigene Ziele 2022
Mein Ziel im letzten Jahr war es ja, mein Business weiter aufzubauen und als interkulturelle Trainerin die Welt(sicht) meiner Teilnehmer_innen gravierend zum Positiven verändern.
Dieses Vorhaben startete ich 2021 offline indem ich mich als interkulturelle Trainerin selbstständig meldete.
Zeitgleich begann ich, zu überlegen, wie ich das Ganze auch als Onlinebusiness aufziehen könnte. Denn mich trieb diese verrückte Vision, ortsunabhängig zu arbeiten, und aus den Workshops ein skalierbares Produkt zu kreieren und damit *hust* so viel Geld zu verdienen, dass wir tatsächlich davon leben könnten. Nun, was ist daraus geworden?
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Online hatte ich das Ziel, meinen ersten Onlinekurs nochmals zu launchen und, sollte der Launch erfolgreich sein, durchzuführen. Also im Grunde wollte ich das, was ich 2021 startete, wiederholen, und die Learnings aus den ersten Launches zu verwerten.
Unglücklicherweise fiel die Online-Schiene letztes Jahr komplett durch. Und ich denke, ich kenne auch das WARUM: Nachdem ich total übermotiviert im Jahr zuvor startete, einen kostenlosen Minikurs erstellte und durchführte, Newsletter schrieb, ein e-Book schrieb und verschenkte, und zum ersten Mal launchte – und niemand kaufte – fiel ich in ein tiefes Tal aus Depression, Demotivation und Selbstzweifeln.
Der Kopf hat es eigentlich schon gewusst, dass realistischerweise (fast) niemand beim ersten Launch verkauft. Und dennoch: Ich war so enttäuscht! Ich ließ mir freilich nichts anmerken, startete gleich im Anschluss den zweiten Versuch.
Doch nope – die Luft war raus. Motivation im Keller. Ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Der innere Kritiker rieb sich hämisch die Hände und flüsterte lauter blöde Gedanken in die Gehirnwindungen rein. Zeitgleich lief mein Telefon heiß, neue Aufträge für den Brotjob floßen rein – es wurden wieder händeringend Deutschlehrer für Geflüchtete gesucht. Also legte ich meine Ambitionen, eine Onlinebusiness-Woman zu werden, erstmal wieder auf Eis und tauchte hinein in die Brotjob-Haushalt-„Sehnsucht nach Wochenende“-Welt hinein.
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Offline hatte ich das Ziel, mehr Auftraggeber zu finden, mit denen ich zusammenarbeiten und Vor-Ort-Workshops zur Vermittlung von Interkulturellen Kompetenzen durchführen kann.
Die Offline-Schiene hatte ein wenig mehr Erfolg. Ich berichtete ja darüber, dass sich eine Zusammenarbeit mit meiner Stadt anbahnte. Dies hat tatsächlich geklappt! Ich durfte einen Kurs durchführen, in dem ich eine Gruppe von interessierten Männern und Frauen zu Coburgs ersten Kulturdolmetscher_innen ausbildete! Absoluter Traumjob! 😀
Das Deutsch-lehren, der Kulturdolmetscher-Kurs, die Kids, das Haus, der Haushalt und einige weitere Ereignisse in diesem Jahr haben meinen Energielevel ziemlich in Anspruch genommen, sodass mir für Onlinedinge keine Zeit mehr blieb.
Und doch wusste ich, dass dieser Zustand nicht von langer Dauer sein wird. Ich hatte mich nur zurückgezogen, nur um, wie die quirlige Judith alias Sympatexterin (und mein Blogger-Vorbild) so schön formiliert hat, Anlauf zu nehmen.
Mein Jahr 2022 im Fluss der Jahres(ge)zeiten
Frühlingsgefühle: Wo bitte geht's zum Hamsterrad? Wenn Brotjob und Herzjob um deine Energie buhlen
Husch, husch! Rein in den Brotjob ...
Im Frühjahr 2022 begann mein neuer Job als Deutschlehrerin. Und so fand ich mich plötzlich sehr schnell in diesem Hamsterrad wieder, von dem alle redeten und das ich zwar kannte, allerdings wegen der Kinder-Zuhaus-Bleib-Falle mit Unterbrechungen betrat.
Konnte ich anfangs noch eine 4-Tage-Woche aushandeln, so musste ich kurz vor Arbeitsbeginn erfahren, dass dies nun doch nicht möglich war. Und da wir uns vor einiger Zeit ein Haus anlachten – und es uns zurück – habe ich resigniert aber pflichtbewusst zugestimmt, auch mit einer 5-Tage-Woche zurechtzukommen. (Aber auch nur, weil ich wusste, dass dieser Job nicht von Dauer ist.)
... und zum ersten großen Auftrag!
Fast zeitgleich begann der Kulturdolmetscher-Kurs. Da ich nun plötzlich nicht nur eine 5 -Tage- Woche, sondern auch noch Workshops an Samstagen, wurde der Alltag dann doch
ziemlich … sportlich 😀 Unter der Woche unterrichtete ich also vormittags Deutsch, abends bereitete ich die Präsentationen für die Kulturdolmetscher-Workshops vor, und samstags führte ich sie durch.
Diese Belastung konnte ich nur deshalb bewältigen, weil ich wusste: Bei den Kulturdolmetschern bin ich IN MEINEM ELEMENT! So war es dann auch. Die Zeit während der Workshops verflog im Nullkommanichts, die Teilnehmer_innen fühlten sich am Ende sehr angetan, beflügelt und transformiert.
Eine Teilnehmerin sagte: „Ich laufe jetzt durch meine Welt mit einem anderen Blick. Vieles war mir einfach gar nicht bewusst.“ Wow! Genau, was ich erreichen wollte!
Und mein Fazit ist ganz klar: Das ist MEIN ELEMENT.
Sommergefühle: Freud und Leid in einem Atemzug...
Die Ereignisse des Sommers zeigten uns in diesem Jahr erneut, wie nah doch Freud und Leid beieinander liegen können und wie wertvoll das Hier und Jetzt ist. An dieser Stelle ein Reminder an euch alle: Seid dankbar für jede einzige Minute, die ihr lebt und es euch an nichts Gravierendem mangelt. Und lasst euch nicht so sehr von Ängsten, Zweifeln oder dem grüblerischen inneren Miesepeter das Leben so schwer machen. Denn das Leben kann manchmal so verdammt kurz sein…
Eigentlich steht der Sommer in unserem Hause seit eher im Zeichen von großen Feiern. Ein Beispiel? Da haben wir den da: Geburtstag, Geburtstag, Hochzeitstag, Samba-Festival, Geburtstag – und das in einem Monat! Im letzten Jahr habe ich zudem das magische 40. Lebensjahr erreicht und wollte dies entsprechend mit einer großen Garten-Fete zelebrieren. Gleichzeitig bereitete sich ein sehr nahes Familienmitglied darauf vor, diese Erde zu verlassen… Und so wechselten sich die Vorfreude auf die große Sause, der Planungsstress, (und auch der Abschluss meines Kulturdolmetscherkurses) mit den besorgten Telefonaten, stillen und traurigen Momenten, Tränen und tröstenden Worten, manchmal im Minutentakt, ab.
Am Ende des Sommers konnten wir auf eine schöne Feier zurückblicken. Und auf einen friedvollen Abschied von einem geliebten Menschen. So ist es, dieses Leben.
Herbstgefühle: "Die Kurssprache ist Deutsch, sapperlott
nochmal... oder doch nicht!"
Im Herbst fand, ungeplant, ein Arbeitsortwechsel statt und ich nahm eine neue Herausforderung an: Ich sagte zu, einen Deutschkurs mit ukrainischen Geflüchteten zu übernehmen! Zugegeben, ich hatte ein wenig Bammel, denn ich habe zwar russisches Blut in meinen Adern, doch die Sprachkenntnisse sind tatsächlich ein wenig … eingerostet. Dennoch habe ich dieses Angebot als ein Wink des Schicksals verstanden, um meinen Beitrag in dieser irren aktuellen Zeit zu leisten. Wie bereits vermutet, ist es recht schwierig, in einer Klasse, die ausschließlich aus russisch-sprechenden Teilnehmer_innen besteht, ausschließlich Deutsch zu sprechen. Ich tue jedenfalls mein Bestes, um sie jeden Tag herauszufordern, aus ihrer Komfortzone herauszukommen. Und in den Pausen tue ich es umgekehrt – und erinnere mich immer mehr an längst vergessene Wörter oder Redewendungen. Eigentlich eine Win-Win-Situation, oder?
Diesmal konnte ich an meinen Rahmenbedingungen festhalten. Ich habe eine 4-Tage-Woche bekommen und freute mich auf den einen „freien“ Tag in der Woche, den ich nun voll und ganz wieder meinem (Online-)Business widmen werde.
Wintergefühle: "Ein Jahr Brotjob und Herzjob - wie soll's denn weitergehen?"
Auch wenn ich in letzten Monaten, bzw. im letzten Jahr viel Energie in meine Deutschkurse gesteckt habe (so habe ich in den letzten Monaten eine sehr zeit- und arbeitsintensive Fortbildung dafür gemacht), so weiß ich, dass mein Herz höher schlägt, wenn ich Menschen ermögliche, interkulturelle Begegnungen auf Augenhöhe zu erleben. Interkulturelle Seminare sind daher meine Zukunft.
Und weil ich mit dem Universum schon angebandelt habe, hat es mir die Masterclass von Sigrun geschickt. Sigrun ist eine erfolgreiche Business-Coachin und ermutigt Frauen, ihre eigenen Wege zu gehen. In der 12-tägigen Masterclass sagte sie ein paar Dinge, die mich wieder neue Hoffnung schöpfen ließen. Und Mut machten. Und mich mit der Aussicht auf mein Onlinebusiness erneut antriggerten. Und somit starte ich ins neue Jahr 2023 mit einem Entschluss – ich mach’s nochmal. Ich gehe online und mache mich und meine Interkulturellen Workshops sichtbar!
Ich war lange genug im Schneckenhaus. Es ist Zeit, die Krone wieder zu richten, aufzustehen, und mir die Welt zu machen, wie sie mir gefällt.
Meine 3 liebsten (und einzigen) Blogartikel des Jahres
Nun ja – „Breathe in. Breathe out. Repeat“ sollte mein Motto 2022 lauten. Doch es kam, wie du oben lesen kannst, ganz anders. Der Wurm war drin. Potentielle Kund_innen aus dem Internet fehlten. Der innere Kritiker im Kopf wurde nicht still. Die Rechnungen wurden nicht weniger. Und 5-6 Tage-Wochen haben meine Schreibambitionen stark reduziert.
Aber immerhin: 3 Blogartikel habe ich verfasst:
2. Aber die Türken! Die Muslime! Das Afrika!“ Wie Kultursensibilisierung den Medienmenschen nützt!
Und gibt's ein Leben jenseits Ethnosphäre, Julia? Was sonst noch geschah
Musizierendes Kid:
In unserer Familie wächst ein Bassist groß. Seit einiger Zeit spielt der große Sohnemann in einer Band als Bassist (und das, obwohl wir ihm seit Jahren Klavierunterricht bezahlen…tzzzz). Letztes Jahr hatten seine Schulband und er ihr Debut auf dem Sommerfest. Und kurze Zeit später ihren ersten Auftrag auf einer Geburtstagsfeier (ratet mal, auf welcher). Deren Talent, Lieder für jung und alt zu mischen hat sich so herumgesprochen, dass sie zum Jahresende sogar in einer der bekanntesten (und beliebtesten) Kneipen unserer Stadt auftreten konnten. Waren wir alle aufgeregt! Es war ein grandioser Abend – und sicherlich ein Selbstbewusstseins-Push für die jungen Musiker.
Musizieren mit Kid(s):
Seit diesem Jahr probieren mein großer und ich uns als Duo aus (aber nur privat!) Während der Sohn auf dem Klavier spielt, singe ich dazu. Es klappt! Aber auch nur deswegen, weil wir beide einen ähnlichen Musikgeschmack haben oder uns gut aufeinander einlassen könen. Ein kleiner Traum ist somit in Erfüllung gegangen und ich freue mich darauf, viele weitere Songträume zu verwirklichen!
Lese, lese, Leseroutine!
Letztes Jahr habe ich mir meiner überfüllten „To-Read-Liste“ geschrieben. Der Trick, meine Bücher in das Vorlese-und-Einschlafritual des Jüngsten Sohnemanns einzubauen habe ich beibehalten. Und blicke nun stolz auf einen großen Stapel gelesener Bücher! Auch dieses Jahr knüpfe ich mir einige Bücher vor. Mindestens genauso viele 🙂
Meine Ziele und Projekte für 2023
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- Ethnosphäre-Business: Ich will meinen ersten Onlinekurs erfolgreich launchen und durchführen. Da es mir große Freude bereitet, Menschen für kulturbewusste Wahrnehmung zu sensibilisieren (darin vergesse ich mich ganz), arbeite ich daran, mehr Zeit mit Jobs dieser Art und weniger mit anderen Jobs zu verbringen.
- Hand aufs Herz: Um eine Rampensau zu werden, muss frau auf die Rampe, nicht wahr? Und so auch hier: Um mich meiner Sichtbarkeits-Angst zu stellen, werde ich mehr solcher Situationen schaffen, wo ich das machen muss. Den mein Leitspruch dieses Jahr lautet: Habe Angst – und tue es trotzdem!
- Wieder mehr Sport! Letztes Jahr war das gefühlt unsportlichste Jahr ever! Dies wird geändert. Ich nehme mir daher vor, mich (wieder) mehr zu bewegen und wer weiß, vielleicht lerne ich auch einen Händständ 🙂
- Ein Zimmer, für mich! Allein! Aktuell leide ich an einem Arbeitzimmermangel. Mein Arbeitsplatz ist dort, wo gerade Platz ist. Da der jüngste Sprößling partout nicht in seinem Zimmer leben will, überlege ich ernsthaft, dieses vorübergehend zu meinem Arbeitszimmer umzufunktionieren. Doch leise Zweifel beschleichen mich, ob ich da wirklich dann allein bleiben werde…
Mein Motto für 2023
Ich habe lange gegrübelt, unter welches Motto ich dieses Jahr stelle. Mein letztes Motto „Breathe in. Breathe out. Repeat“ hat ja so semigut funktioniert, denn es kam doch tatsächlich das LEBEN dazwischen – gewürzt mit ein paar Selbstzweifeln, Impostor Syndrom und diesem leidigen „Aber wir brauchen doch dringend dieses Geld…“- Stimmen im Kopf.
Das Motto kam jetzt erst in den letzten Wochen, nachdem ich mehrere Workshops von dem Business-Coach Sigrun angehört habe und realisiert habe, wie recht sie hat, wenn sie sagt: Frauen scheitern oft daran, weil sie zu viel DENKEN. Sie sind (von Natur aus?) unsicherer und zerdenken all ihre Ideen, sich selbst zu verwirklichen.
Ich fühlte mich auf jeden Fall ertappt. Und beschloss, in diesem Jahr an eben dieser unsäglichen Gewohnheit,
– zu viel nachzudenken,
– erst absolut sicher sein, bevor ich etwas entscheide
zu arbeiten und mich darin zu schulen, schneller Entscheidungen zu treffen, Angst zu haben und Dinge dennoch zu tun, und mehr noch: Ich werde sogar absichtlich mich in viele neue Situationen begeben, in denen ich neue/unbekannte Dinge zum ersten Mal machen muss! Ja, so wird das Jahr eine Riesenherausforderung, und auch ein Riesenspass.
TU ES JETZT. DU HAST ANGST? DANN TUE ES ÄNGSTLICH.
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