Hach…träumst du nicht manchmal auch von einer schönen bunten Welt? In der sich Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen? Wo jeder jeden respektiert, egal aus welcher Kultur er kommt? Nun, ich tue es. Und ich meine, ein Rezept dafür gefunden zu haben. Dieses nennt sich Kultursensibilität, aber lies selbst…
"Also, wie unerhört! " - eine (mögliche) Alltagssituation
Stell dir vor: Du arbeitest in der Altenpflege, und eilst zu einem Erstgespräch. Frau H. soll demnächst ins Pflegeheim aufgenommen werden. Sie kommt aus Kosovo und ist an Demenz im fortgeschrittenen Alter erkrankt. Mit dem Sohn hast du als Treffort die Wohnung von Frau H. vereinbart. Dort eingetroffen, traust du deinen Augen – und Ohren – nicht: Im Wohnzimmer ist die gesamte Familie versammelt, inklusive Onkeln, Tanten und Cousins mit ihren Kids. „Wer ist denn hier die Vertrauensperson von Frau H.?“ fragst du dich irritiert. Empört springt ein jüngerer Mann auf und ruft ungehalten: „Na, wir natürlich!“
Vielleicht bist du im ersten Augenblick ratlos, vielleicht überfordert, vielleicht fühlst du dich aber auch angegriffen und verlässt, empört, die Wohnung, denkst dir: „Also, das geht ja gar nicht. Was für ein Zirkus. Nicht mit mir!“ und übergibst den Fall an die Kollegen.
Und in Zukunft zuckst du innerlich immer ein Stück zusammen, wenn du über jemanden aus dem Kosovo hörst, und denkst: „Hm, naja, also mit DENEN will ich lieber nichts zu tun haben…“
Deutschland - ein Land, viele Kulturen
Wir leben in einer kulturell sehr heterogenen Gesellschaft. Das Thema Umgang mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen steht also IMMER an der Tagesordnung, und eigentlich auch IN JEDER Situation, denn:
Menschen aus der ganzen Welt leben und arbeiten in Deutschland Tür an Tür: Sei es im Kindergarten, in der Schule, auf der Arbeit, aber auch beim Einkaufen, im Fitnessstudio, in Krankenhäusern – und eben zunehmend in der Altenpflege.
Auch wenn es bis vor Kurzem noch gar nicht bewusst thematisiert wurde – auch in der Pflege nimmt die Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund zu. Grund dafür ist natürlich, dass knapp ein Viertel der deutschen Gesellschaft kulturell woanders verwurzelt ist.
Warum verlassen Menschen ihre Heimaten und suchen neue Orte zum leben?
Der Mensch ist ein „homo migrans“, ein Wandernder und war es schon immer gewesen. Gründe hierfür sind so unterschiedlich, wie Menschen es nun mal sind. Es kann politische oder religiöse Verfolgung sein, ein lukrativer Job (oder fehlende Jobaussichten in der Heimat), es kann aber auch ganz profan die große Liebe sein.
Wenn man will, kann man zwei große Gruppen ausmachen: Zum Einen kamen in den 1950er Jahren viele Menschen als Gastarbeiter nach Deutschland und zum Anderen, immer wieder, Geflüchtete aus verschiedenen Teilen der Welt.
Lebensabend in der "Heimat" - doch in welcher?
Warum sich viele nicht (wirklich) um ihren Lebensabend Gedanken machten, liegt zum Einen daran, dass viele dem so genannten „Rückkehrermythos“ verfallen waren und glaubten, sie würden irgendwann wieder zurück in ihre Heimat zurückkehren. Oder sie gingen davon aus, dass sie im Alter von ihren Familienangehörigen gepflegt werden. Weil es ja „schon IMMER so gewesen war“. Tja…
Was viele nicht bedachten (oder bedenken) ist die Tatsache, dass das Leben passiert, während man eifrig Pläne macht und eine Gesellschaft samt ihren Strukturen und Traditionen eben nicht immer so bleibt, wie sie „schon immer so gewesen war“. Viele sind nach den Arbeitsjahren eben doch geblieben, weil ihre Familie, ihre Kinder und Enkelkinder nun eben in Deutschland verwurzelt sind. Und auch sie selbst haben soziale Netzwerke aufgebaut, das sie nun ungern verlassen wollen. Auch die alte Heimat erscheint vielen nach so vielen Jahren Abwesenheit nun doch nicht mehr so – heimisch.
Aber auch der zweite Glaube – innerhalb der eigenen Familie gepflegt zu werden – stellt sich immer wieder als ein frommes Wunschdenken heraus, denn die gesellschaftlichen Strukturen haben sich in den letzten Jahrzehnten insoweit geändert, als dass eine Pflege von Familienangehörigen allein nicht mehr zu stemmen ist.
Und so nimmt die Zahl der zu pflegenden Personen in deutschen Altenheimen zu. Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt, dass im Jahr 2011 etwa 8% der Pflegebedürftigen einen Migrationshintergrund hatten. Und natürlich steigt die Zahl.
Missverständnisse aufgrund unterschiedlicher kultureller Herkunft sind unser täglich Brot
Aber nicht nur Pflegebedürftige haben Migrationsgeschichte, sondern auch viele Pflegekräfte. Denn jeder vierte Mensch hat Migrationsgeschichte, ist also oft mehrfach kulturell geprägt. Dieses kulturelle Wissen besitzen wir alle. Vieles davon ist uns bewusst – aber noch viel mehr davon ist uns eben NICHT bewusst.
Treffen nun zwei Menschen aus verschiedenen Kulturen aufeinander, kommt es irgendwann unweigerlich zu Missverständnissen. Oft liegen die Ursachen darin, dass unsere Wahrnehmungen, unsere Denkweisen und Handlungen kulturbedingt verschieden sind, wir aber dadurch, dass wir uns dessen nicht bewusst sind, davon ausgehen, dass das Gegenüber die Welt ja genauso wahrnimmt, wie man selbst. Und schon ist das Missverständnis perfekt…
Sind die beteiligten Personen – oder wenigstens einer davon – kulturell sensibilisiert, kann die missliche Situation um einiges schneller gelöst werden. Gelingt das nicht, bzw. ist es den beiden nicht bewusst, wo „der Haken ist“ – nämlich dass beide eine jeweils andere kulturelle Brille aufhaben – kommen sie in einen Teufelskreis aus gegenseitigem Unverständnis und Vorurteilen gegenüber der Kultur des jeweils Anderen. Eine Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ ist unter diesen Umständen um einiges schwieriger.
Der Helfer in der Not: Deine Interkulturelle Kompetenz! Und diese kannst du zum Glück erlernen
Die Beziehung zwischen Pflegekraft und Pflegeperson ist schon eine besondere. Sie unterscheidet sich von vielen anderen Berufsgruppen, denn natürlich kann es ein befristetes Pflegeverhältnis sein, doch meist dauert dieses mehrere Jahre und geht manchmal sogar bis zum Tod.
Ein gutes, auf Respekt und Verständnis basierendes Verhältnis zur zu pflegenden Person erleichtert daher den Arbeitsalltag ungemein.
Hierzu tut es daher gut, wenn du als Pflegekraft nicht nur deine sozialen Kompetenzen stärkst, sondern auch deine Interkulturellen Kompetenzen polierst.
Unter Interkulturellen Kompetenzen versteht man in der Regel die Fähigkeit, zu Menschen aus anderen Kulturen einen möglichst hohen Grad an Verständigung und Verständnis zu erreichen. (Eine genauere Definition kannst du hier nachlesen.)
Eine interkulturelle kompetente Pflegekraft ist sie ohne Weiteres in der Lage, die unterschiedlichen, kulturspezifischen Bedürfnisse und Wünsche der Klienten zu erkennen und auch auf sie einzugehen.
Genauer betrachtet zählt man zu Interkulturellen Kompetenzen
- die Bereitschaft zur kritischen Selbstreflexion,
- die Fähigkeit, ethnozentrische Sichtweisen zu erkennen und zu überwinden,
- die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten im Verhalten und Denken des Anderen zu verkraften und möglichst wertfrei zu akzeptieren
- sowie ein hohes Maß an Empathie und Offenheit gegenüber fremden Lebenswelten
Interkulturelle Kompetenz - eine Schlüsselqualifikation, auf die zu verzichten wir es heutzutage uns einfach nicht leisten können
Kehren wir zurück zur dementen Frau H. aus Kosovo. Wie hättest du hier als kultursensibilisierte Pflegekraft gehandelt?
Möglicherweise würdest du aufgrund deiner Neugier und Offenheit gegenüber anderen Kulturen wissen, dass in Kosovo das Verständnis von „Familie“ ein etwas anderes ist als du es gewohnt bist (= „ethnozentrischer Blick“). In vielen Gesellschaften beschränkt sich der Begriff „Familie“ nicht nur auf die Eltern und deren Kinder, sondern umfasst mehrere Generationen. Und so kann es sein, dass lebenswichtige Entscheidungen – wie etwa das Aussuchen eines Pflegeheims – von mehreren Familienmitgliedern getroffen werden (müssen). Durch deine Ambiguitätstoleranz bist du dann auch in der Lage, diese Lebensrealität von Frau H. und ihren Familienmitgliedern zu akzeptieren – auch wenn es sich von deinen Vorstellungen unterscheidet – und kannst dennoch ein klärendes und informatives Gespräch führen.
Am Ende haben alle von deiner interkulturellen Kompetenz profitiert – Frau H. hat einen Pflegeheimplatz, die Familienmitglieder fühlen sich wertgeschätzt und haben ihrerseits das Gefühl, ihre familiäre Pflicht erfüllt zu haben. Und du hast einen prima Job gemacht!
Und schon haben wir sie – eine bunte schöne neue Welt!
Willst du mehr über dich und deine verborgenen kultursensiblen Fähigkeiten erfahren?
Habe ich dein Interesse geweckt?
Willst du mehr darüber lernen, wie deine Kultur dich in deiner Wahrnehmung, deinem Handeln und Denken (und sogar Fühlen!) beeinflusst und ja, auch einschränkt?
Willst du wissen, wie du deine Kulturbrille absetzen kannst und dahinter blicken, wie andere Menschen aus anderen Kulturen die Welt sehen?
Dann besuche meine Seite mit meinen Kooperations-Angeboten (einfach HIER klicken).
Oder schreibe mir eine Mail und vereinbare mit mir ein kostenloses Kennenlern-Gespräch, in dem wir gemeinsam ausloten, wo du gerade stehst, mit welchen interkulturellen Herausforderungen du aktuell strugglest und wir wir diese gemeinsam in den Griff kriegen. Schreib mir, ich freue mich auf dich!
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