NAME: Betel Johannes
STUDIENFÄCHER: Kulturanthropologie im Hauptfach, Ethnologie im Nebenfach (Abschluss: Bachelor)
BERUF: (Team-)Assistentin in einer Unternehmensberatung
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Ich habe Ethnologie studiert, weil…
ich während einer Weiterbildung zur Reiseverkehrskauffrau gemerkt habe, dass ich etwas „mit Kulturen“ studieren wollte. So informierte ich mich über das Studium an der Universität Frankfurt und entschied mich für die beiden oben genannten Studiengänge: Kulturanthropologie und Ethnologie.
Unter Ethnologie verstehe ich…
die Auseinandersetzung mit der Definition von „Kultur“ und die fortwährende Reflexion des Begriffs. Laut dieser ist Kultur nicht gegeben, sondern dynamisch. Damit ist die ständige Veränderung von Kultur gemeint.
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Wie bist du zu deinem aktuellen Beruf gekommen?
Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation absolviert und anschließend eine Weiterbildung zur Reiseverkehrskauffrau gemacht. Danach bin ich über eine Zeitarbeitsfirma in meinen jetzigen Beruf als Assistentin eingestiegen und durfte dort auch während meiner Studienzeit aushelfen. Letztlich wurde ich fest übernommen.
Mit welchen Hürden und Vorurteilen hattest du als Ethnologe/in in der Arbeitswelt zu kämpfen?
Kolleg/innen und Bekannte fragten mich, wieso ich ein geisteswissenschaftliches Studium wählte, welches kein klar definiertes Berufsziel anstrebt.
In einer Branche, die überwiegend von BWL-Absolventen besetzt ist, herrscht eher Unverständnis gegenüber Studiengängen, die keine monetäre Sicherheit bieten.
Wie und womit hat dir die Ethno-Expertise in deinem Beruf/deinen Berufen geholfen?
Ich kann die im Studium erlernten Fähigkeiten nicht gezielt in meiner Arbeitstätigkeit anwenden, aber das Studium hat meinen geistigen Horizont erweitert und mir geholfen, gesellschaftliche Prozesse besser zu verstehen und zu hinterfragen.
Auch die teilnehmende Beobachtung als Methode hilft mir in unserem Unternehmen, interne Probleme besser zu verstehen. Ich habe zum Beispiel bei uns eine Zeit lang am Empfang gearbeitet. Einige Kolleginnen haben sich über das Verhalten der Empfangsdame geärgert. Als ich selbst neben dieser Kollegin am Empfang arbeiten musste, konnte ich besser einordnen, wieso es zu Unstimmigkeiten kam. Hätte ich selbst nicht am Empfang und mit dieser Person gearbeitet, könnte ich das sicherlich schlechter und müsste mich auf die Meinung der Anderen berufen. Problematisch ist bei der Methode jedoch, dass man manchmal einfach selbst zu tief drin steckt, wovor die Ethnologie aber auch warnt. Diese Balance muss man immer finden 🙂
Hat dich dein Studium genügend auf das Arbeitsleben vorbereitet? Was fandest du im Studium gut? Was hat dir gefehlt?
Das Studium hat nicht den Anspruch, die Studierenden auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Es fehlt der praktische Bezug zu den Anforderungen, die in der Arbeitswelt gestellt werden. In meinem Hauptfach (Kulturanthropologie) wurden Alumnis eingeladen, die erzählten, wo sie nach dem Studium begonnen haben zu arbeiten. Das hat mir in der Ethnologie gefehlt, um eine Idee zu erhalten, wo Ethnologen arbeiten könnten und in welchen Branchen sie gefragt sind.
Mit dem Wissen von heute: Würdest du Ethnologie nochmals studieren? Und was würdest du anders machen?
Ich würde den Studiengang immer wieder wählen, weil es mir sehr viel Freude bereitet hat. Jedoch würde ich versuchen, während oder im Anschluss des Studiums verschiedene Praktika zu durchlaufen.
Dein Rat an die Ethno-Neulinge?
Am besten schaut ihr in eines der Erstsemester Seminare rein, bevor ihr euch für den Studiengang entscheidet, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was euch erwartet.